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Erschienen am: 02.04.2012

InfoVerm2012 – die Bayerische Vermessungsverwaltung informierte

Am 27. März 2012 fand die 26. Informationsveranstaltung der Bayerischen Vermessungsverwaltung (InfoVerm) im Werner-von-Siemens-Hörsaal der Technischen Universität München statt. Rund 700 Besucher aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung besuchten die Veranstaltung und informierten sich aus erster Hand über aktuelle Produkte und Dienste der BVV.

Im Vordergrund standen in diesem Jahr die zum Ende des Jahres geplante, schrittweise Einführung des Amtlichen Liegenschaftskataster Informationssytems ALKIS® und weitere hochaktuelle Themen wie etwa die Energiewende. Die Referenten demonstrierten in ihren Fachvorträgen eindrucksvoll den Nutzen amtlicher Geobasisdaten und -dienste für Anwendungen dieses und weiterer Themenfelder.

Nach der Begrüßung der Gäste stellte der Präsident des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation, Dr. Klement Aringer, die aktuellen Projekte und Produkte der BVV vor und gab einen Einblick in deren vielseitige Nutzbarkeit.

Als Meilenstein in der Geschichte der Bayerischen Vermessungsverwaltung ist die Einführung von ALKIS® zu sehen, das über mehrere Jahrzehnte getrennte Bereiche des grafischen und beschreibenden Teils des Liegenschaftskatasters zusammenführt. Andreas Schäffler vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation stellte in seinem Vortrag die Organisation des Gesamtprojekts und den Fahrplan zur Einführung in Bayern vor. Im 4. Quartal 2012 wird am ersten Vermessungsamt damit begonnen, die Liegenschaftsdaten nach ALKIS® zu überführen, die weiteren Vermessungsämter folgen sukzessive. Dabei wird der bisherige Ansatz der dezentralen Datenhaltung zu Gunsten eines zentralen Datenbestandes aufgegeben.

Wie wirkungsvoll die Geodateninfrastruktur Bayern dazu genutzt werden kann, um behördliche Verfahren zu beschleunigen, demonstrierte Christian Schlosser vom Vermessungsamt Landsberg am Lech, Außenstelle Starnberg am Beispiel des Pilotprojekts Beteiligung der Träger öffentlicher Belange (TöB) in Bauleitplanverfahren. Neben der Einsparung von Zeit und Papier gewährleistet der auf diese Weise bereitgestellte, standardisierte Arbeitsablauf auch, dass sämtliche Stellungnahmen der TöB mit einheitlicher Qualität erfolgen. Derzeit läuft die Erprobungsphase des Projekts, die Ausweitung auf weitere Testlandkreise ist geplant.

Sehr beeindruckend war der Vortrag von Prof. Rüdiger Westermann über 3D-Landschaftsvisualisierung, in dem den Besuchern die professionelle computergestützte Darstellung von digitalen Höhenmodellen und Fototexturen präsentiert wurde. Die Algorithmen der heutigen Forschung sorgten mittlerweile für beliebig skalierbare Lösungen, bei denen die Qualität der visualisierten bewegten Bilder selbst bei sehr großen Gebieten und Datenmengen vollständig erhalten bleibt, so Prof. Westermann.

Ohne Breitbandtechnologien sind die ländlichen Räume abgeschnitten, dies verdeutlichte Bernhard Amler von der Regierung von Oberbayern in seinem Vortrag zum Grabungsatlas, der durch Koordinierung von Tiefbaumaßnahmen die Breitbandversorgung im ländlichen Raum wirkungsvoll unterstützen kann. Besonders bemerkenswert war die Aussage, dass sich die durchschnittlichen Kosten zur Verlegung von DSL-Leitungen pro m von 70 € auf 10 € senken ließen, wenn die Arbeiten im Zuge von anderen, ohnehin stattfindenden Tiefbauarbeiten durchgeführt würden. Mittelfristig erscheine der Ausbau des Grabungsatlas zum Infrastrukturatlas, einer offenen, gemeinde- und landkreisübergreifenden Informationsplattform für alle mit der Planung befassten Stellen erfolgsversprechend.

Markus Schmitt von der E.ON Netz GmbH betonte in seinem Vortrag die enorme Bedeutung von über Geodatendienste bereitgestellten Netzdaten für das Gelingen der Energiewende. Infrastrukturinformationen wie Stromübertragungsnetze und Umspannwerke der E.ON Netz GmbH bzw. der TenneT TSO GmbH bereicherten das Geodatenangebot des Energie-Atlas Bayern um eine beim Ausbau der erneuerbaren Energien entscheidende Komponente, so Schmitt.

Andreas Siebert von der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft stellte in seinem Vortrag den enormen Wert von global verfügbaren Geodaten für das effiziente Risikomanagement von Naturgefahren heraus. Die deutliche Zunahme von Schäden aus Naturkatastrophen und immer extremere Wetterereignisse seien Beleg für den Klimawandel. Auch die Energiewende brächten veränderte Risiken mit sich, wie etwa die steigende Anzahl von gegen Hagelschlag zu versichernden Photovoltaikanlagen zeige. Geodatendienste seien prädestiniert, um dem steigenden Bedarf an aktuellen, globalen Geodaten gerecht zu werden, betonte Siebert. Dabei komme der flächendeckenden Verfügbarkeit und Aktualität der Geodaten im Vergleich zur räumlichen Auflösung die weitaus größere Bedeutung zu, nicht zuletzt deshalb, um die Modelle auch großflächig, hochperformant lauffähig zu erhalten.

Einen begeisternden Schlussakkord der InfoVerm setzte Professorin Martina Klärle mit ihrem Vortrag über „Erneuerbar Komm!“ – einem Forschungsprojekt, das Kommunen, Landkreisen und Regionen eine ganzheitliche Potenzialanalyse für erneuerbare Energien bietet. Zentrale Frage sei, wieviel Fläche für welche erneuerbare Energieform benötigt wird. Durch spielerisches Lernen mit echten Daten und Energiepotenzialen in Kombination mit Geodaten würde das Bewusstsein der in der eigenen Region vorhandenen Möglichkeiten geschärft. Interkommunale Ansätze seien bei der Suche nach geeigneten Standorten etwa für Windkraftanlagen fast zwingend erforderlich, denn angesichts der Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürgern („möglichst weit weg“) würden die Standorte vielfach nah an die Verwaltungsgrenzen heranrücken.

Der Termin für die InfoVerm 2013 steht bereits fest, sie findet am Montag, den 18. März 2013, ebenfalls im Audimax der Technischen Universität München statt.

Die Vorträge der InfoVerm 2012 können Sie hier herunterladen:
http://vermessung.bayern.de/service/presse/pressematerial/infoverm2012.html

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